Anders als vielleicht erwartet, erbringen Perfektionist*innen nicht zwangsläufig auch exzellente Arbeitsergebnisse. Im Gegenteil: Sie können die Performance von Teams behindern und gleichzeitig selbst seelisch sehr darunter leiden, immer alles perfekt machen zu wollen. „Es muss aber doch gar nicht alles perfekt sein.“ Dieser Satz sagt sich deutlich leichter, als er in der Praxis gelebt wird. Ich habe drei praktische Übungen für deinen Arbeitsalltag, die dir zeigen, wie du Perfektionismus loslassen und gleichzeitig exzellent in deinem Job sein kannst.
Wie unperfekte Ergebnisse Exzellenz im Job fördern: Perfektionismus loslassen für persönliche Erfüllung und Erfolg
Die Zukunft ist ungewiss. Auch wenn wir es uns vielleicht (insgeheim) wünschen: Kund*innen, Lieferant*innen und Mitarbeitende lassen sich nicht kontrollieren. Da Ergebnisse immer auch von anderen und deren individueller Interpretation abhängen, kann Perfektion nur relativ sein. Studien (du findest sie gesammelt hier) belegen, dass der diffuse Wunsch, es immer allen recht zu machen, sehr belastend sein kann. Anders als vielleicht vermutet, gibt es keine Hinweise darauf, dass Perfektionist*innen bessere Ergebnisse bei der Arbeit liefern: Es lohnt sich also, den eigenen Wunsch nach Perfektion zu hinterfragen und loszulassen. ???? Doch was bedeutet das im Alltag? Wie kann es gelingen, dass ich mich von dem tiefen Wunsch löse, anderen zu gefallen oder perfekte Ergebnisse zu liefern?
Perfektionismus Tipp 1: Fokus – Deine Aufmerksamkeit mit der 80-20-Regel ausrichten
Das sogenannte Pareto-Prinzip, auch 80-20-Regel genannt, kann eine wertvolle Faustformel für den Arbeitsalltag sein. Es besagt, dass wir mit ca. 20% des Aufwands ca. 80% des Ergebnisses erzielen können. Wenn du also vor der nächsten Aufgabe stehst und beispielsweise eine Projektpräsentation oder einen Workshop vorbereitest, lohnt sich die Frage: Was ist wirklich wichtig für das Ergebnis, das ich erzielen möchte? Statt dem perfekte Layout der Präsentation deine kostbare Zeit zu schenken, kann es sinnvoll sein, stattdessen auf einem Blatt Papier in 30 Minuten die Kernbotschaften herauszuarbeiten und eine schlüssige Argumentationskette aufzuschreiben. Diese Argumentationskette ist im Zweifelsfall deutlich wichtiger als schöne Power-Point-Folien, um zum Ergebnis (d.h. zu überzeugen um eine Entscheidung zu erhalten) zu gelangen.
Perfektionismus Tipp 2: Teilen – Perfektionismus loslassen, indem du delegierst
Das Delegieren von Aufgaben ist ein entscheidender Aspekt von Führung, den ich auch in meinen Programmen der Female Leadership Academy (www.female-leadership-academy.de) bewusst sehr betone. Denn anders, als du vielleicht vermutest, muss das Teilen und Abgeben von Aufgaben und Informationen keine Belastung für andere sein, sondern kann ein wertvolles Geschenk für ihr Wachstum bieten. Menschen lernen, indem wir sie teilhaben lassen. Dafür brauchst du übrigens nicht formelle Führungskraft zu sein: Du kannst Delegation auch wunderbar mit einem*einer Praktikant*in, Werstudent*in oder Kolleg*in üben.
Wenn wir durch das Aufteilen von Aufgaben gemeinsam an Ergebnissen arbeiten (nichts anderes ist Delegieren), verinnerlichen wir automatisch, dass wir nicht alles und jede*n kontrollieren können. Delegieren bietet gerade denjenigen, die sich perfekte Ergebnisse wünschen, die praktische Erkenntnis, dass Perfektion immer auch eine Frage der individuellen Interpretation ist. Wenn du dich für den Gedanken öffnest, dass du im Team unerwartete und erfolgreiche Ergebnisse deutlich leichter erzielen kannst, eröffnet sich so ein vollkommen neuer Zugang zur Liebe für das Unperfekte. ???? Aufgaben und auch Wissen zu teilen, indem du andere in das Erarbeiten von Ergebnissen einbeziehst, ist ein wunderschöner Weg: um dein Team wachsen zu lassen und das Loslassen von Perfektionismus zu üben.
Perfektionismus Tipp 3: Achtsamkeit – Perfektion ist eine Illusion
Leicht kokettieren wir mit Perfektionismus, zum Beispiel wenn wir im Vorstellungsgespräch unseren Perfektionismus als Schwäche verkaufen, um damit zu zeigen, dass wir perfekte Ergebnisse problemlos abliefern können. Führungskräfte sollten in diesen Momenten hellhörig werden: Der eigene Anspruch auf Perfektionismus kann den Menschen krank machen sowie zu Burnout und in Depressionen führen. Wenn wir unsere Mitarbeitenden darin bestärken, diesen nicht erfüllbaren Wunsch nach absoluter Kontrolle auszuleben, dann gießen wir Öl ins Feuer. Unabhängig davon, ob wir selbst den (heimlichen) Wunsch hegen, immer alles perfekt zu machen oder ob wir Menschen in unseren Teams führen, denen es so geht: Wir sind gefragt, klar zu benennen und zu verinnerlichen, dass es weder für unsere persönliche Erfüllung noch für unsere Arbeitsplätze gesund und förderlich ist, wenn wir dem Wunsch Perfektion nachhängen und ihn in anderen unterstützen.
Die Imperfektion eines jeden Menschens ist ein Geschenk – auch für unsere Arbeitswelt. Wir können mit gutem Beispiel vorangehen und andere inspirieren, die Fassade von Perfektion fallenzulassen und unser Geschenk mit der Welt zu teilen. Statt viel wertvolle Kraft darauf zu verwenden, es zu verstecken. ♥️
Mehr praktische Tipps zum Thema Perfektionismus für deinen Alltag
Weitere Tipps und Informationen zu diesem Thema erfährst du in der Folge #57 im Female Leadership Podcast „Perfectly Imperfect“. Dort teile ich mit dir ausführlich vier Ansätze für deinen Alltag. Mit kleinen Übungen im Alltag kannst du deinen (vielleicht auch unbewussten) Wunsch nach Perfektion loslassen. ???????????? Du findest den Female Leadership Podcast bei iTunes, Spotify und in allen anderen Podcast Apps.
???? Photo Credit (c) Samira Gruber
* Alle Quellen und Literaturhinweise sowie die ganze Podcastfolge findest du hier.